Schicksalsjahre

2-teiliges TV-Movie für ZDF / teamWorx

nach den Familienerinnerungen "Vom Glück nur ein Schatten" von Uwe-Karsten Heye

Trailer ZDF: www.youtube.com

PREMIERE

1. Februar 2011 "ASTOR Film Lounge" Berlin

Erstausstrahlung ZDF

13. / 14. Februar 2011

Regie

Miguel Alexandre

Kamera

Jörg Widmer

Produzenten

Nico Hofmann, Dr. Jürgen Schuster, Benjamin Benedikt

Redaktion

Heike Hempel, Alexander Bickel

mit

Maria Furtwängler, Pasquale Aleardi, Dorka Gryllus, Rosel Zech, Günther Maria Halmer, Michael Gwisdek, Heikko Deutschmann, Nicole Marischka, Wanja Mues, Petra Kelling, Merab Ninidze, Peter Prager, Lenn Kudrjawitzki, Torsten Michaelis, Peter Kremer, Arndt Klawitter, Bernd Wolf, Michael Dorn u.v.a.

Warum besteht dieser Ausschuß aus sechs Männern und nur einer Frau? Sind Frauen nicht mehr als die Hälfte der Bevölkerung, haben wir während den Kriegsjahren nicht angepackt? Wer hat die Kinder durchgebracht, während unsere Männer im Feld lagen? Warum reicht es uns schon wieder, ihre Sekretärinnen zu sein, überlassen ihnen das Regieren, das Entscheiden. Es waren Männer, die mit ihren politischen Entscheidungen uns in diesen wahnsinnigen Krieg mit seinen Millionen Toten und überhaupt in diese Notlagen gebracht haben. Und jetzt sitzen sie schon wieder da und maßen sich an, darüber befinden zu dürfen, ob überhaupt eine Notlage vorliegt."

Musik: Wolfram de Marco, Dramaturgie: Carolin Haasis, Produktionsleitung: Chris Evert, Herstellungsleitung: Dirk Ehmen, Schnitt: Tobias Forth, Casting: Nina Haun, Szenenbild: Thomas Franz, Kostüm: Wiebke Kratz, Maske: Jeanette Latzelsberger, Oberbeleuchter: Janosch Voss, Ton: Video-, Film - & Tontechnik GmbH, Postproduction: Jochen Felthaus, Music Supervision: Hansjörg Kohli, Junior Producer: Thorsten Rott, Aufnahmeleitung: Michael Wanka, Filmgeschäftsführung: Jens Haesler, Key Grip: Christian Scheibe, Szenenbildassistenz: Judith Fischer, Catering: Mama Filmcatering Jörg Kriminski, Innenrequisite: Olaf Kronenthal, Aussenrequisite: Kerstin Nicklisch, Pressebetreuung: Anja Käumle

 

PREISE:

SEOUL INTERNATIONAL DRAMA AWARDS 2011 - "Best TV Movie"

DIVA AWARD 2012 - Publikumspreis "Erfolgreichstes TV-Movie"

 

PRESSE:

BLICKPUNKT:FILM: "In vielen Szenen großes Fernsehen... Die große Leistung aller Beteiligten besteht darin, Umbrüche historischen Ausmasses aus individueller Sicht zu beschreiben, ohne die Hauptfigur zum Prototypen zu stilisieren."

TV SPIELFILM: "Dramatischer Bilderbogen zum Mitfühlen" "Aufwendig und detailiert ausgestattet, gibt die (wahre) Häppchen-Historie einen emotionalen und nostalgisch bebilderten Abriss über 30 Jahre deutscher Geschichte, der zwar oft kitschig wirkt, aber auch genau so oft bewegt."

TV MOVIE - TIPP DES TAGES: "Packend und intensiv: bewegende Geschichte" "Der aufwendige Zweiteiler ist opulent ausgestattet, ausgezeichnet besetzt... spannend und authentisch... Sehenswert!"

HÖR ZU - FILM TIPP: "Detail- und gefühlsbetont macht der Zweiteiler anhand dieser Biografie deutsche Historie nachvollziehbar."

 

RAINER TITTELBACH

Maria Furtwängler, Schicksalsjahre und die Ehrenrettung einer (Frauen-) Generation

Berlin, 1938. Es ist Liebe auf den ersten Blick zwischen Ursula und Wolfgang. Für die Sekretärin im Auftrag des Führers ist „die Stimme des Chansons“ nicht nur der Mann ihrer Träume, sondern er bietet ihr auch die Möglichkeit, aus ihrem kleinbürgerlichen Alltag auszubrechen. Er entdeckt ihr musikalisches Talent. „Sie haben einen wirklich schönen Anschlag“, sind seine ersten Worte. Und so begleitet sie ihn künftig nicht nur im Leben, sondern auch am Klavier. Hätte Wolfgangs jüdischer Pianist nicht das Land verlassen – die beiden wären nie zusammengekommen. „Unser Glück liegt im Unglück der Anderen“, sagt der Sänger. „Vielleicht ist es ja auch Schicksal“, entgegnet Ursula. Sie soll Recht behalten. Aber das Schicksal reißt die beiden Liebenden bald in eine völlig andere Geschichte.

Der Zweiteiler „Schicksalsjahre“ folgt seiner Heldin Ursula Heye über einen Zeitraum von 20 Jahren. Im Jahre 1957 beginnt der Film. „Wolfgang lebt“, sagt eine Frauenstimme am Telefon. Es ist Norah, eine Sängerin, die der Zuschauer erst im zweiten Teil näher kennen lernen soll. Sie wird für ein paar Jahre eine Art Notgemeinschaftsgeliebte für die Heldin werden, doch ihre tiefe Sehnsucht nach der einen großen Liebe und der Schmerz, sie für immer verloren zu haben, wird weiter in ihr sein. Der Film erzählt von Liebe und Verzweiflung, vom Krieg und vom Wiederaufbau, von der Spirale der Schuld und von deutscher Gründlichkeit und dem Marschieren im Gleichschritt vor und nach 1945. Und weil wir im Jahre 2011 leben, kann er von alldem erzählen auf unterschiedlichste Art und Weise: romantisch, kritisch und in großen Sprüngen, weder klassisch historisch noch mit dokumentarischem Blick, sondern vor allem als individuelle, schicksalhafte Geschichte eines weitgehend von Zufällen geprägten Lebens. „Eigensinn, Kreativität und Unsicherheit hatten als individuelle, das Leben chaotisierende Elemente bislang wenig Platz in historischen Stoffen“, sagt Heike Hempel, die ZDF-Verantwortliche für die große und unterhaltende Fiktion.

„Schicksalsjahre“ ist auch als eine Ehrenrettung einer Generation und vor allem der Frauen dieser Generation zu verstehen. „Die wenigsten hatten die Chance zu einem erfüllten Leben“, betont Uwe-Karsten Heye, nach dessen Buch über seine Mutter der Film entstanden ist. „Eine Frauengeneration im Schatten des Glücks.“ Heute können wir einer solchen Geschichte mit weniger Bauchschmerzen folgen als noch vor 20 Jahren, wo es schwer fiel, persönliche Geschichten von der kollektiven Historie, der Gräuel des Nationalsozialismus’, abzuspalten. Auch die Motivation des Drehbuchautors Thomas Kirchner dürfte kaum noch auf Widerstand stoßen: „Der Film soll der schweigenden Mehrheit ein Gesicht geben, die all diese teils menschenverachtende Totalität zugelassen haben, aber deren Verzicht, deren Duldsamkeit, deren Aufbauwillen auch wieder den momentanen Reichtum unseres Landes begründeten.“

Erleichternd hinzukommt, dass Ursula Heye als aufrechte, couragierte und kluge Frau gezeigt wird, bei der Gefühl und Verstand zu einer idealen Einheit verschmelzen. „Wir sind Teil dieser Schuld – auch ich. Ich habe mich weggedrückt, ich habe geschwiegen“, erkennt sie nach Kriegsende. Dem wohlfeilen „Wehret-den-Anfängen“-Appell in der Schlussszene hätte es da allerdings nicht mehr bedurft. Der Zuschauer, der 190 Minuten dran bleibt, wird die zuvor leise(r) vermittelte Botschaft schon „verstehen“. Ganz anders: Maria Furtwänglers bzw. Ursulas großer Auftritt vor dem Petitionsausschuss, wo sie für ihre Anerkennung als Kriegsflüchtling und politisch Verfolgte kämpft. Hier ist die „Moral“ wunderbar physisch und für den Zuschauer geradezu kathartisch in die Handlung eingebaut. Dramaturgisch wie schauspielerisch großartig auch der Disput zwischen Ursula und der Wolgadeutschen Norah über „Lili Marleen“. Für die eine ist es ein Symbol für sinnloses Durchhalten und millionenfachen Tod, für die andere war das Lied ein Hoffnungsschimmer am Horizont.

„Schicksalsjahre“ erzählt von zwei entweder-oder-Gesellschaften („Wer nicht für uns ist, ist gegen uns!“). Der Zweiteiler selbst strebt in seiner tragischen Geschichte ein Sowohl-als-auch an. Die Harmonie zwischen dem Streben der Heldin und der inneren Logik der Geschichte ist der Schlüssel zur Glaubwürdigkeit des Films, dessen Stationsdramaturgie und Inszenierung (Kamera, Schnitt, Szenenbild) einen ebenfalls sehr stimmigen Eindruck hinterlassen.

zum Artikel: www.tittelbach.tv